1. kurze Infos: Alter, Geburtsort, Studium, wann Studienabschluss?
Mein Name ist Nanine Gross, ich wurde in Köln geboren und endete nach diversen Umzügen durch ganz Deutschland schlussendlich in Magdeburg. Hier studierte ich internationale Fachkommunikation, spezialisiert auf Technik und Informatik in den Sprachen Spanisch und Englisch an der Hochschule Magdeburg-Stendal. Ich schloss mein Studium Ende September 2008 ab. Einen Monat später begann ich als Übersetzerin, Dolmetscherin und Korrekturleserin bei Wohanka, Obermaier & Kollegen. Nach nur 2 Monaten im Job bekam ich die Chance in unsere Filiale nach Frankreich (Mulhouse) zu gehen, in der ich ein Jahr verbrachte. Als die Firma dann eine neue Filiale in Schottland (Edinburgh) eröffnete, entschied ich mich dorthin umzusiedeln.
2. Wie konntest du während deines Studiums die Grundlagen für diesen Job bzw. für einen Job bei der Firma bzw. einen Job im Ausland legen (hier könntest du auf verschiedene Dinge eingehen: Lehrveranstaltungen, studienbegleitende Praktika, Kontakte durch Professoren, HIWI-Job, etc.)?
Das Studium hat mir auf jeden Fall die Grundlagen für meine heutige Arbeit vermittelt, was vor allem Sprachen, Übersetzungstechniken und technische Grundlagen betrifft. Auch übersetzen unter Termindruck war ein wesentliches Thema im Studium. Grundsätzlich glaube ich aber, dass man als Übersetzer nur an tatsächlicher Erfahrung lernt. Das Studium ist schon durch das zeitliche Limit auf Themen beschränkt und wenn man sich dann noch auf ein spezielles Fachgebiet spezialisiert, schränkt man den eigenen Horizont noch mehr ein. Als Übersetzer kommt man jeden Tag mit Themen und Texten aus den verschiedensten Bereichen in Kontakt und braucht so viel breit gefächertes Wissen wie nur möglich. Wenn es auch im Studium niemals möglich gewesen wäre all dieses Wissen zu vermitteln, so ist uns wenigstens gezeigt worden, wie wir uns möglichst schnell in neue Themenbereiche einarbeiten können, was eine große Hilfe bei der täglichen Arbeit ist.
3. Wie bist du zu deinem jetzigen Job gekommen?
Ich bin im März 2008 nach Chile gegangen, um dort ein Praktikum in einem Übersetzungsbüro zu absolvieren und zeitgleich meine Diplomarbeit zu schreiben. Ich gehörte zu den ersten, die ihre Diplomarbeit auf Spanisch schrieben. Eigentlich wollte ich in Chile bleiben, konnte aber keinen Arbeitsplatz finden. Da ich wusste, dass ich nur wenige Tage vor meiner Verteidigung in Deutschland ankommen würde und möglichst schnell eine Arbeit haben wollte, begann ich somit schon von Chile aus über das Internet mit der Suche nach einem Job in Deutschland.
Dabei bin ich auf eine Anzeige von Wohanka, Obermaier & Kollegen gestoßen, die damals gerade mehrere neue Übersetzer suchten. Frau Wohanka und ich hatten unser erstes Telefongespräch bereits von Chile aus und nur wenige Tage nach der Verteidigung war ich zum Vorstellungsgespräch in unsere Filiale in Leipzig eingeladen. Einen Monat später fing ich im Hauptsitz der Firma in Geisenhausen an. Mittlerweile sind es mehr als zwei Jahre in der Firma und ich arbeite in der dritten Filiale. Ich hatte Glück in eine Firma einzusteigen, die sich im Wachstum befand und auch immer noch weiter expandiert. Mit so vielen Übersetzern in einem Team zu arbeiten ist eine große Hilfe direkt nach dem Studium, da die Unterstützung von erfahrenen Übersetzern Gold wert ist.
4. Wie sieht dein Berufsalltag aus?
Mein Tag besteht natürlich vor allem aus dem Übersetzen und Korrekturlesen von Texten in Englisch, Spanisch und Deutsch. Auch wenn ich mich im Studium auf Technik spezialisiert hatte, habe ich mittlerweile umfassend Erfahrung in allen Themenbereichen und übersetze Texte aus fast allen Fachgebieten. Durch das interne Korrekturzentrum in Leipzig, in dem die Mehrheit der Übersetzungen noch einmal Korrektur gelesen wird, haben neue Übersetzer die Möglichkeit auch unbekannte Themen zu bearbeiten und zu wissen, dass mögliche Fehler nicht an den Kunden gehen. Somit kann man sich ohne Angst in unbekannte Gewässer begeben.
Zusätzlich habe ich in unserer Filiale einige Verwaltungsaufnahmen übernommen und kümmere mich um die IT vor Ort sowie die direkte Organisation im Büro. Das bringt mir nicht nur eine Auflockerung des Arbeitsalltags, sondern auch einen Einblick in andere Aufgabenbereiche.
5. Hast du dich bewusst für eine Arbeit im Ausland/in Schottland entschieden? Warum? Was reizt dich daran?
Eigentlich war mein ursprünglicher Plan in Chile zu bleiben, woraus aber nichts wurde. Ich wäre gerne noch etwas länger in Magdeburg geblieben, aber der Arbeitsmarkt für Übersetzer ist dort ziemlich beschränkt. Seit ich mit 20 ein Jahr in Australien verbracht hatte, fühlte ich Deutschland nicht mehr wirklich als meine Heimat und merkte, dass ich viel mehr von dieser Welt erwarte. Nach Chile und Frankreich war Schottland eigentlich eher ein zufälliger Schritt auf meiner Reise, der sich aus meiner Arbeit ergeben hatte. Es war kein Plan von mir, aber ebenso waren auch Australien, Chile und Frankreich nie wirklich so geplant und funktioniert hat es dennoch.
6. Du hast vor deinem Umzug nach Schottland auch schon ein Jahr in Frankreich gearbeitet - wie schwierig ist es, oft den Ort, sogar das Land zu wechseln (beruflich aber auch persönlich gesehen)?
Wenn man sein ganzes Leben lang ständig den Wohnort oder sogar das Land wechselt, gewöhnt man sich daran neu anzufangen. Ich glaube nicht, dass es einen großen Unterschied macht, in einer neuen Stadt oder einem neuen Land neu anzufangen. Letztendlich ist man immer auf sich selbst gestellt, muss sich ein neues soziales Umfeld aufbauen und seinen eigenen Weg finden. Eine fremde Sprache erhöht hierbei nur den Schwierigkeitsgrad. Es ist mit Sicherheit nicht einfach und die ersten Wochen sind mit viel Herzklopfen verbunden. Aber für mich ist es, glaube ich, leichter ständig meinen Wohnort zu wechseln, als für länger am gleichen Ort zu bleiben!
7. Möchtest du irgendwann nach Deutschland zurückkehren?
Man soll niemals nie sagen, richtig? Aktuell kann ich mir vorstellen wieder nach Deutschland zu kommen, ich habe in Edinburgh Fuß gefasst und bin noch nicht bereit wieder zu gehen. Es ist die erste Stadt, die mein Herz wirklich berührt hat. Aber wenn meine Wege mich irgendwann zurückbringen sollten, werde ich mich nicht dagegen wehren. Ich habe Deutschland aus der Ferne lieben gelernt, sehe mich im Moment nur nicht als Teil davon.
8. Wie kommst du in Schottland als Deutsche zurecht? Wie wirst du angenommen? Eigene Erfahrungen: Wie unterscheidet sich ihre Mentalität mit unserer?
Jeder Neuanfang ist ein Glücksspiel. Auch wenn man selbst viel Arbeit investieren muss, um sich für andere interessant zu machen, kommt es letztlich auf die Menschen an, denen man auf seinem Weg begegnet. Ich hatte unglaublich viel Glück hier und bin auf Menschen gestoßen, die mich sofort aufgenommen und in ihr Leben integriert haben. Ich muss natürlich immer mal den einen oder anderen Scherz über mich ergehen lassen, aber ich nehme das eher gelassen. Und der Schotte mit seinem sehr sarkastischen und fast schwarzen Humor ist meist ein Sonnenschein für sich …